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Auswandern nach Uruguay

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Berlin: Freitag 26.04.24 14:01 | Montevideo: Freitag 26.04.24 09:01

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Was sind die Gründe für die derzeitige Inflation in Lateinamerika?

Geschrieben von Martin   
Erstellt: Donnerstag, 13. März 2008

Die Regierungen dürfen nicht zulassen, dass sich der Wert ihrer Währungen weiter vermindert. Es ist ein Irrglaube dem marktwirtschaftlichen Credo anzuhängen: Exporte sind positiv, Importe sind negativ. (Auszug: El País)

Die neuerliche Inflation in Lateinamerika bereitet den Verantwortlichen zunehmend Kopfzerbrechen. Im Jahr 2007 stieg der Konsumpreisindex in fast allen lateinamerikanischen Ländern (ausser zwei) um durchschnittlich 8,43% an, fast 2% mehr als im vergangenen Jahr. Inflation ist in Südamerika nichts neues, doch hat sich die Situation geändert. Die Probleme sind nicht wie früher hausgemacht, denn heutzutage halten sich die Regierungen an ihre fiskalpolitischen Vorgaben und verfügen zudem noch über grössere Steuereinnahmen.
Woher rührt den nun die derzeitige Inflation?
In den vergangenen 80-ger und 90-ger Jahren wurde die Inflation durch schwere finanzpolitische Fehler der Regierungen herbeigeführt. Es herrschte ein Ungleichgewicht. Die öffentlichen Ausgaben stiegen unaufhörlich, während die Einnahmen zunehmend sanken, die Folge: Die Regierungen versuchten mittels ihrer Zentralbanken, die zusätzliches Geld auf die Märkte warfen, Herr über die Lage zu werden. Das Ergebnis war katastrophal – Hyperinflation und am Boden liegende Wirtschaften in den Ländern Argentinien, Perú, Bolivien und Nicaragua. Heute sieht die Lage anders aus. Die lateinamerikanischen Regierungen erfreuen sich einer wahren fiskalen Goldgräberstimmung. Ein Teil der Regierungen hat nur einen geringes Haushaltsdefizit vorzuweisen oder geniesst sogar einen Überschuss. Die Auslandsschulden sind unter Kontrolle und die Geldreserven wachsen ständig.
Trotzdem, die hohen Exporte und damit das Einströmen von US Dollars plus die steigenden Investitionen durch ausländisches Kapital, direkt oder indirekt, haben zu diesen Konsequenzen geführt.
Alle Währungen, mit Ausnahme des argentinischen Peso, sind an den US Dollar gekoppelt, manche sogar bis zu einem Viertel. Der uruguayische Peso zu 23,5%, der brasilianische Real zu 23% und der kolumbianische Peso zu 22%. Nur zu etwas mehr als 10% hängen der peruanische Sol, der paraguayische Guaraní und der chilenische Peso an der US Währung. Die Bewertung der einheimischen Währungen hat bei den Exporteuren in letzter Zeit aber zu einem grossen Unstimmigkeiten geführt, weil ihre Produkte auf den internationalen Märkten immer weniger konkurrenzfähig sind. Die lateinamerikanischen Manufakturen müssen sich auf den Märkten mit der immer stärker wachsenden chinesichen Konkurrenz auseinandersetzten, einige behaupten sogar, dass man unter der „Holländischen Krankeit“ leide, d. H. durch hohe Exportüberschüsse, besonders durch die Ausfuhr von Rohstoffen, kommt es zu Aussenhandelsüberschüssen, die eine Aufwertung der jeweiligen Währung nach sich ziehen. Durch die teuerere Währung kommt es nun folglich zu Absatzproblemen der übrigen Exportgüter und den bekannten  Folgen.
Um dies zu vermeiden greifen die Finanzpolitiker ständig in das Marktgeschehen ein, um so die Wechselkurse konkurrenzfähig, das heisst künstlich niedrig zu halten. Die Zentralbanken fast aller lateinamerikanischer Staaten haben Milliarden von Dollar zur Stützung ihrer eigenen Währungen gekauft. Die Banken haben sozusagen Extrageld in ihre Wirtschaft gepumpt, was jetzt zu einem Druck auf die Preise führt. Die Währungshüter der Banken argumentieren, dass Massnahmen gegen einen Inflationsanstieg getroffen wurden (Verkauf von festverzinslichen Wertpapieren an die Banken, um so den Liquiditätsüberschuss zu absorbieren) und, dass die Geldreserven erhöht worden sind. Die kleineren Marktwirtschaften können solche Prozesse bis zu einem gewissen Punkt verkraften. Die Zahlen zeigen währenddessen, je mehr Dollars in die Region strömen, desto schwieriger wird es die Inflation unter Kontrolle zu behalten.
Eine höhere Inflation kann zu ernsthaften Problemen in Lateinamerika führen. Die Regierungen strafen ihre Konsumenten auf zweierlei Art: Sie höhlen die heimische Kaufkraft genauso wie den Aussenhandelswert ihrer Währungen aus. Immer noch dem alten Leitfaden anhängend, Importe sind schlecht Exporte sind gut für die Volkswirtschaft. Treffen tut das wie so oft besonders hart den kleinen Mann (versteckte Steuern).
Die Regierungen müssen endlich auhören die Währungen künstlich tief zu halten und mittels einer vernünftigen Finanzpolitik eine Stabilisierung der Preise erreichen. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre z. B. das Reduzieren der Zollschranken für ausländische Waren in einem adequaten Masse. Es muss in die Köpfe der Verantwortlichen, dass freie Marktwirtschaft mehr als nur Exporte bedeutet. Der Verbraucher profitiert nämlich auch von Importen.
Man sollte endlich aus den Fehlern, die in noch nicht allzuferner Vergangenheit gemacht wurden, die richtigen Schlüsse ziehen.
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