Berlin: Montag 25.09.23 22:51 | Montevideo: Montag 25.09.23 17:51
Was sind die Gründe für die derzeitige Inflation in Lateinamerika? |
Geschrieben von Martin | |
Erstellt: Donnerstag, 13. März 2008 | |
Die Regierungen dürfen nicht zulassen, dass sich der Wert ihrer Währungen weiter vermindert. Es ist ein Irrglaube dem marktwirtschaftlichen Credo anzuhängen: Exporte sind positiv, Importe sind negativ. (Auszug: El País) Die neuerliche Inflation in Lateinamerika bereitet den Verantwortlichen zunehmend Kopfzerbrechen. Im Jahr 2007 stieg der Konsumpreisindex in fast allen lateinamerikanischen Ländern (ausser zwei) um durchschnittlich 8,43% an, fast 2% mehr als im vergangenen Jahr. Inflation ist in Südamerika nichts neues, doch hat sich die Situation geändert. Die Probleme sind nicht wie früher hausgemacht, denn heutzutage halten sich die Regierungen an ihre fiskalpolitischen Vorgaben und verfügen zudem noch über grössere Steuereinnahmen.Woher rührt den nun die derzeitige Inflation? In den vergangenen 80-ger und 90-ger Jahren wurde die Inflation durch schwere finanzpolitische Fehler der Regierungen herbeigeführt. Es herrschte ein Ungleichgewicht. Die öffentlichen Ausgaben stiegen unaufhörlich, während die Einnahmen zunehmend sanken, die Folge: Die Regierungen versuchten mittels ihrer Zentralbanken, die zusätzliches Geld auf die Märkte warfen, Herr über die Lage zu werden. Das Ergebnis war katastrophal – Hyperinflation und am Boden liegende Wirtschaften in den Ländern Argentinien, Perú, Bolivien und Nicaragua. Heute sieht die Lage anders aus. Die lateinamerikanischen Regierungen erfreuen sich einer wahren fiskalen Goldgräberstimmung. Ein Teil der Regierungen hat nur einen geringes Haushaltsdefizit vorzuweisen oder geniesst sogar einen Überschuss. Die Auslandsschulden sind unter Kontrolle und die Geldreserven wachsen ständig. Trotzdem, die hohen Exporte und damit das Einströmen von US Dollars plus die steigenden Investitionen durch ausländisches Kapital, direkt oder indirekt, haben zu diesen Konsequenzen geführt. Um dies zu vermeiden greifen die Finanzpolitiker ständig in das Marktgeschehen ein, um so die Wechselkurse konkurrenzfähig, das heisst künstlich niedrig zu halten. Die Zentralbanken fast aller lateinamerikanischer Staaten haben Milliarden von Dollar zur Stützung ihrer eigenen Währungen gekauft. Die Banken haben sozusagen Extrageld in ihre Wirtschaft gepumpt, was jetzt zu einem Druck auf die Preise führt. Die Währungshüter der Banken argumentieren, dass Massnahmen gegen einen Inflationsanstieg getroffen wurden (Verkauf von festverzinslichen Wertpapieren an die Banken, um so den Liquiditätsüberschuss zu absorbieren) und, dass die Geldreserven erhöht worden sind. Die kleineren Marktwirtschaften können solche Prozesse bis zu einem gewissen Punkt verkraften. Die Zahlen zeigen währenddessen, je mehr Dollars in die Region strömen, desto schwieriger wird es die Inflation unter Kontrolle zu behalten. Die Regierungen müssen endlich auhören die Währungen künstlich tief zu halten und mittels einer vernünftigen Finanzpolitik eine Stabilisierung der Preise erreichen. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre z. B. das Reduzieren der Zollschranken für ausländische Waren in einem adequaten Masse. Es muss in die Köpfe der Verantwortlichen, dass freie Marktwirtschaft mehr als nur Exporte bedeutet. Der Verbraucher profitiert nämlich auch von Importen.
|
< Zurück | Weiter > |
---|
|
|