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Latinas und Latinos leiden unter Ethanolproduktion |
Geschrieben von Martin | |
Erstellt: Sonntag, 26. August 2007 | |
Die Preise landwirtschaftlicher Produkte werden weit über dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre liegen. Getreide wird zwischen 20 und 50 % teurer werden. In Brasilien z. B. zahlte die Bevölkerung im ersten Semester dieses Jahres 3 mal mehr für Agrarprodukte, als im vegleichbaren Vorjahreszeitraum. Bezogen auf die weltweit hohe Zahl der Unterernährten, beunruhigt das keine Regierung, weiter wird sich enthusiastisch der Produktion von Biotreibstoffen gewidmet. Der individuelle Autoverkehr und die Riesengewinne der Automobilindustrie werden kaum oder gar nicht in Frage gestellt. Die Preise für Agrarprodukte steigen in Europa, China, Indien und den USA immer schneller. Die Agroinflation (Inflation der landwirtschaftlichen Produkte) erreichte dieses Jahr 4% in den USA ( 2;5% im Vorjahr). Dort widmen sich ganze Agrarzweige, z.B. Maisanbau, ausschliesslich der Ethanolproduktion. Die Preise für Hühnerfleisch stiegen dabei allerdings im letzten Jahr um 30% und der Preis für Milch um 14 %. Die Preise für Butter stiegen in Europa um satte 40% und in Mexiko gab es fast einen Volksaufstand, als sich die Tortilla (einheimischer Maisfladen) gar um 60% verteuerte. Ethanol, aus Mais gewonnen, liess die Getreidepreise in den USA verdoppeln, das wiederum wirkt sich auch auf die Fleischpreise aus, da Mais ein Grundnahrungsmittel für die Viehhaltung ist. Was in den USA der Mais ist in Brasilien und anderen lateinamerikanischen Ländern das Zuckerrohr. Die Soja- und Baumwollpflanzer verlassen ihre ursprüngliche Domänen und bauen das neue “Gold” an. Mais hier- Zuckerrohr da. Das drückt sich auch in den Soja- Reis- und Baumwollpreisen aus, immer in Betracht genommen, dass die USA fast für die Hälfte des weltweiten Getreideexportes verantwortlich ist. In den USA gibt es mittlerweile eine Viehzüchterlobby, die im Kongress die Substitution von Ethanol stoppen lassen will. Die Lobby bevorzugt einen Import von Ethanol aus Brasilien, um die Preise für Futtermittel zu senken. Die Unterernährung bedroht heute ca. 52 Millionen Latinos und Latinas, ungefähr 10% der Bevölkerung des Kontinentes. Der Zuckerrohranbau in Brasilien ist bekannt für die Superausbeutung der Arbeitnehmer (moderne Sklavenhaltung), der Umwelt (besonders in Amazonien) und der widerrechtlichen Aneignung öffentlicher Mittel. Bezahlt wird nach Gewicht der Schnittmenge und nicht nach Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden. Einige Arbeiter schneiden im Schnitt bis zu 15 Tonnen täglich. Folge: Gesundheitsprobleme wie Krämpfe, Zerrungen, Rückenbeschwerden, Fuss- und Handverletzungen. Um 1850 arbeitete ein Sklave ca. 15 - 20 Jahre als Zuckerrohrschneider, heute schaffen die Arbeiter gerademal 12 Jahre, bevor sie gesundheitlich ruiniert sind. In weniger als 4 Jahren wurden in Brasilien mehr als 300 000 ha ursprüngliches Farmland in Zuckerrohrplantagen umgewandelt. Die Einrichtung dutzender neuer Weiterverarbeitungsanlagen im Minerodreieck schaffte 10 000 neue Arbeitsplätze, und die Ethanolproduktion stieg von 630 Millionen Liter auf 1,7 Milliarden Liter. Die Migration der im Durchschnitt unqualifizierten Zuckerrohrarbeiter (20 000 jährlich) nimmt allerdings bedenkliche Ausmasse an, denn gleichzeitig mit den Arbeitern kommt die Gewalt, die Drogen, die Favelas, Kinderprostitution und einiges mehr. Brasilien und die anderen lateinamerikanischen Länder müssen sich dagegen wehren eine einzige Zuckerrohrplantage zu werden oder von Atomreaktoren zu träumen, anstatt dessen sollte man ein erhöhtes Augenmerk auf die alternativen Energien wie Wind, Wasser und Sonne legen; alles ist in Südamerika reichhaltig vorhanden.
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