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Auswandern nach Uruguay

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Waffenlagerfund: Shootout in Shangrilá - Wer steckt dahinter?

Geschrieben von Manfred Burger   
Erstellt: Freitag, 6. November 2009

Foto: Polizeioperation in Shangrilá vor dem Haus des Buchhalters Saúl Feldman. Ein Brand in den frühen Morgenstunden des 31. Oktober im Stadtviertel Aires Puros von Montevideo brachte ein illegales Waffenlager mit rund 600 zum Großteil schweren Waffen an's Tageslicht (die Zahlenangaben schwanken, andere Quellen sprechen von mehr als 1.200 Waffen).

Als der Besitzer des betroffenen Hauses, der Buchhalter Saúl Feldman (61 J., andere Quellen sprechen von 64 bzw. 70 Jahren), von der Polizei in seinem Wohnhaus in Shangrilá aufgefordert wurde, zur Wache mitzukommen, erschoß Feldman einen der drei Polizisten, die ihm die Aufforderung überbrachten, ohne viel Federlesens.

Danach verbarrikadierte er sich in seinem Haus, während die Polizei ein Kontingent zusammen zog. Das nachfolgende Feuergefecht endete erst am Morgen des nächsten Tages.

Und jetzt kochen so manche Politiker ihr Süppchen mit diesem Fall, in dem es bisher nur offene Fragen und keine Antworten gibt.

Der friedliche Badeort Shangrilá, nur ca. 19 km vom Zentrum Montevideos entfernt, erlebte letztes Wochenende eine Schießerei, die jedem Actionfilm Ehre gemacht hätte. Feldmann verteidigte sich mit mehreren schwerkalibrigen Waffen gegen einige Dutzend Unformierte, von denen er zwei verletzte, nachdem er schon einen erschossen hatte (s.o.).

Erst am Sonntagmorgen gelang es der Polizei das Haus zu stürmen, und Feldmann starb mit 18 Einschüssen im Leib, wobei noch unklar ist, ob er sich den ersten nicht selbst beigebracht hat, d.h. Suizid beging. Zuvor hatte er noch Computer und Handies zerstört und damit mögliches Informations- und Beweismaterial vernichtet.

Fotos: Viel Polizei in Shangrilá vor dem Haus von Saúl Feldman.

Nachbarn hatten die Operation aus den Fenstern ihrer Häuser gefilmt, die Videos wurden in den Fernsehnachrichten ausgestrahlt (s. z.B. Teledoce v. 1. 11. 2009, Canal 10 v. 3. 11. 2009). Von den Anwohnern wurde der Buchhalter als "guter Nachbar" beschrieben, der zwar niemand auf sein Grundstück und in sein Haus ließ, bis auf seine Haushälterin und eine Frau, mit der er in der letzten Zeit öfters gesehen worden war. Aber ansonsten sei er ein ruhiger Zeitgenosse gewesen, der auch mal mit den Nachbarn auf der Straße ein Schwätzchen hielt (s. Videos von Teledoce v. 2. 11. 2009, Teledoce v. 3. 11. 2009).

Feldman wohnte schon seit rund 30 Jahren in seinem Haus in Shangrilá, war also in der Nachbarschaft alles Andere als ein unbekannter Neuling. Er hielt mehrere Hunde zur Abschreckung von möglichen Eindringlingen. Und er hatte Krebs im Endstadium, weswegen er in chemotherapeutischer Behandlung war (s. die Aussagen seiner Haushälterin in Teledoce v. 3. 11. 2009). Das mag einer der Gründe gewesen sein, warum er in dieses sein letztes Gefecht gegangen war: Er hatte sowieso nichts mehr zu verlieren.

Einen auch nur entfernt ähnlichen Fall hat es in Uruguay noch nicht gegeben. Aus diesem Grund war auch die Polizei vollkommen unvorbereitet.

So weit, so schlecht.

Ausschlachtung für den Wahlkampf

Wie es nicht anders kommen konnte (wir befinden uns im Endspurt des Wahlkampfs) versuchen nun Politiker der Blancos und Colorados den Frente Amplio und vor allem die Parteigruppierung von dessen Präsidentschaftskandidaten, José Mujica, mit dem Waffenlager in Verbindung zu bringen.

Der Blanco-Kandidat Luis Alberto Lacalle fabuliert von "Verbindungen zum Terrorismus" und läßt durch Insinuationen keinen Zweifel daran, an wen der dabei denkt (s. El País v. 5. 11. 2009, Video von Teledoce v. 6. 11. 2009). Colorado-Ex-Präsident Jorge Batlle seinerseits warf in einem Zeitungsinterview mehrere zum Teil berechtigte Fragen zum Fall Feldman auf, um dann zu behaupten, Feldman hätte seit zwei Jahren Beziehungen zu Mujicas Parteigenossen, Jorge Marenales, unterhalten (s. El País v. 5. 11. 2009).

Mujica sagt zu all dem nur, Batlle sei ein "unverantwortlicher Alter" ("Viejo irresponsable"), während Jorge Marenales heute eine gerichtliche psychiatrische Untersuchung von Jorge Batlle beantragt hat (s. Montevideo COMM v. 6. 11. 2009).

Cui bono?

Wenn man sich fragt: "Wem nutzt der Fund dieses Waffenlagers und die Angstmache vor 'Terrorismus'?", dann ist die Antwort klar: der konservativen Opposition, die die Parlamentswahlen schon am 25. Oktober verloren hat und drauf und dran ist die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen am 29. November ebenfalls zu verlieren. Denn wenn die Menschen Angst bekommen, machen sie einen Rechtsruck.

Warum sollten der Frente Amplio oder die Ex-Tupamaros jetzt Waffen horten? Sie sind seit langem eine etablierte Parteienkoalition, in Montevideo seit 1990 an der Regierung, landesweit seit 2005. Außerdem haben sie einen wachsenden Zuspruch auch im Landesinneren und die besten Aussichten die nationalen Wahlen 2009 ganz für sich zu entscheiden.

Die Ursache des Brandes im Waffenlager von Montevideo ist immer noch nicht geklärt...

Ach ja: Ein Video mit einer Rede von Fidel Castro soll auch in dem Waffenlager gefunden worden sein...

 

Manfred Burger, 6. 11. 2009

 


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