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Jahrelanger Dauerkonflikt zwischen Argentinien und Uruguay |
Geschrieben von Manfred Burger | |
Erstellt: Dienstag, 28. April 2009 | |
Der Streit um die Errichtung von Zellulosefabriken in Uruguay hat die Nachbarländer Argentinien und Uruguay zutiefst entzweit. Korrupte und scheinheilige Politiker der vermeintlichen 'Schwesterrepublik' Uruguays mißbrauchen naive 'Umweltschützer', um sich an Uruguay dafür zu rächen, daß ihnen dieses Geschäft und die damit verbundenen Schmiergelder entgangen sind.
Von der Weltöffentlichkeit nahezu unbeachtet befinden sich Uruguay
und Argentinien seit rund vier Jahren in einem heftigen Dauerclinch, in
dem sich keine Lösung abzeichnet. Es geht dabei um die Errichtung von
Zellulosepastefabriken (oder einfach Zellulosefabriken) in Uruguay, der
sich argentinische Politiker bis hinein in höchste Regierungskreise und
aufgewiegelte sog. Umweltschützer widersetzen. Am 18. Januar 2008
verglich der uruguayische Tourismusminister, Héctor Lescano, die Situation und
ihre Folgen für Uruguay mit den Anschlägen vom 11. September 2001 auf
das World Trade Center in New York (s. Presseartikel in der uruguayischen Tageszeitung El País).
Foto: Die argentinische Regierungschefin Cristina Fernández de
Kirchner während des kürzlich stattgefundenen OAS-Gipfeltreffens in Port
of Spain: Wie immer mehr besorgt um ihre Haare und die Spuren ihrer
zahlreichen Liftings als um die Belange der argentinischen Bevölkerung
und der Menschen in Südamerika.
Die Korruptionspraktiken des Präsidentenehepaars Kirchner gäben genügend Stoff für mehrere eigene Artikel. Nur ein Stichwort: In der Geburtsprovinz Néstor Kirchners, Santa Cruz, deren Gouverneur Kirchner von 1992 bis 2003 war, bevor er argentinischer Präsident wurde (2003-2007), genauer gesagt in dem aufstrebenden Touristenort El Calafate, sind in den letzten Jahren luxuriöse Hotels, deren Eigentümer die Kirchners (oder Familienangehörige bzw. Strohmänner von ihnen) sind, wie Pilze aus dem Boden geschossen (s. z.B. den Artikel in La Política Online v. 25. 1. 2009).
Hintergrundinformation: Zellulosepaste ist der
Grundstoff für die Herstellung von Papier. Für ihre Gewinnung werden
viel Holz, v.a. Eukalyptus, und viel Wasser gebraucht. Beides steht in
Uruguay reichlich zur Verfügung. Außerdem sind die Unternehmen zur
Wiederaufforstung verpflichtet und strengen ökologischen Schutzbestimmungen
unterworfen. Blockaden der Grenzübergänge
Seit dem 23. Dezember 2005 (!!!) werden die drei Brücken über den
Río Uruguay zwischen (von Süden nach Norden) Fray Bentos (UY) und
Gualeguaychú (AR), Paysandú (UY) und Colón (AR), Salto (UY) und
Concordia (AR), die Uruguay und das Nachbarland Argentinien verbinden,
von selbsternannten Umweltschützern blockiert, und zwar die erstgenannte Brücke ununterbrochen (!!!), die anderen beiden periodisch.
Vorgeblich ist das ein Protest gegen die finnische Zellulosefabrik
Botnia nahe dem uruguayischen Fray Bentos, in Betrieb seit dem 8.
November 2007 und derzeit die weltweit gößte Produktionsstätte ihrer
Art (Kapazität: 1 Million Tonnen Zellulosepaste pro Jahr bzw. 3.000
Tonnen pro Tag, Investitionsvolumen: rund 1 Milliarde Euros).
Foto: Die finnische Zellulosefabrik (span. "Planta de celulosa" oder schlicht "Papelera") Botnia, wenige Kilometer nördlich von Fray Bentos, Uruguay.
Hintergrundinformation: Durch diese Megainvestition wurden in Uruguay
ca. 5.000 direkte und 3.000 indirekte Arbeitsplätze geschaffen. So
steht es zumindest auf der Botnia-Webseite, und Ähnliches läßt auch die
uruguayische Regierung verlauten. In Nueva Palmira (im Departamento
Colonia), nur 80 km flußabwärts des Botnia-Standorts, wo der Río
Uruguay durch den Zusammenfluß mit dem Río Paraná in den Río de la
Plata übergeht, wurde extra ein neuer Hafen gebaut von einer Firma,
deren Mehrheitseigner der Zellulosegigant selbst ist. Argentinische Korruption – der wahre Hintergrund
Die Heuchelei könnte nicht größer sein. Argentinien betreibt selbst ca.
30 (in Worten: dreißig) Zellulosefabriken, eine Großzahl davon am Río
Paraná, der nach seiner Vereinigung mit dem Río Uruguay den Río de la
Plata bildet, womit auch uruguayische Interessen berührt sind.
Mindestens ein Dutzend dieser Anlagen sind veraltet und richtige
Umwelt-Dreckschleudern.
Foto: Der argentinische Ex-Präsident und jetzige Präsidentinnengatte, Néstor
Kirchner, auf einer 'Umweltschützer'versammlung in Gualeguaychú.
Danach war das Geschrei groß – und die leer ausgegangenen
argentinischen Politiker wurden über Nacht zu vehementen
'Umweltschützern', flankiert von ihnen verbundenen oder verpflichteten
Medien. Das Fußvolk, das die Brücken besetzt und die Blockaden
durchführt, mögen ehrlich motivierte Menschen sein, die tatsächlich
glauben, etwas Gutes für das Ökosystem und die Menschheit zu tun. Dabei
merken sie jedoch nicht, daß sie manipulierte und verführte Bauern in
einem ganz anderen Schachspiel sind. Vergebliche Schlichtungsversuche
Das Urteil des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag vom 13. 7. 2006
mit 14 zu 1 Stimmen zugunsten Uruguays und des Baus der Zellulosefabrik
Botnia und gegen den Antragsteller Argentinien ist wirkungslos
verhallt*, und im Mercosur, der vermeintlichen Union zwischen
Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay, wird dieses Thema nicht
wirklich behandelt, da hier AR und BR das Sagen haben (und auch
separate Deals miteinander machen), während PY und UY nur
Juniormitglieder sind, an der Kandare der beiden Großen. Uruguay hat
dort erstmals im April 2006 eine Beschwerde gegen Argentinien
vorgetragen - vergeblich (Quelle: Wikipedia). Beweise der Umweltverträglichkeit - für die Katz
Botnia hat seine Installationen mehrfach von kompetenten
internationalen Organisationen und unabhängigen Experten untersuchen
lassen, immer mit dem positivem Ergebnis, daß die rigorosen
Umweltschutzbestimmungen eingehalten werden (z.B. der Abschlußbericht der zur Weltbank-Gruppe gehörenden International Finance Corporation vom Oktober 2006). Am 22. Januar 2008 trank der
Pressesprecher der Firma, Aldo Leporati, vor versammelten
Pressevertretern aus der ganzen Region ein Glas Abwasser von
Botnia (s. Artikel mit Foto der uruguayischen Tageszeitung La
República) – alles umsonst. Greenpeace ist natürlich auch gegen die Papeleras
Während der Pressekonferenz vom 12. Mai 2006 auf dem IV.
EU-Lateinamerika-Gipfel (EU-LAK) in Wien, als die 61 teilnehmenden
Staats- bzw. Regierungschefs (27 aus Europa, 34 aus
Lateinamerika/Karibik) zu dem bei solchen Anlässen unvermeidlichen
"Familienfoto" versammelt waren, ließ die von Greenpeace engagierte
Karnevalskönigin von Gualeguaychú 2006, die Argentinierin Evangelina
Carrozzo, ihre Hüllen -einen langen Mantel- fallen und 'protestierte'
in einem knappen Pailetten-Bikini gegen die geplante Errichtung von
Zellulosefabriken (span. "Papeleras", eng. "Pulpmills") im
uruguayischen Fray Bentos. Sie hatte sich mit einem falschen
Presseausweis, den ihr Greenpeace verschafft hatte, in das Wiener
Messe- und Kongreßzentrum eingeschmuggelt (s. Pressemeldung mit Fotos in
der argentinischen Zeitschrift Clarín).
Fotos: Medienwirksame Greenpeace-Protestaktion vom 12. 5. 2006
auf dem IV. EU-LAK-Gipfel in Wien (11.-13. Mai 2006).Übrigens: Wo wurde denn das Papier für das hochgehaltene Schild hergestellt? Das ist wie "Atomkraft? Nein danke! Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose."
Das venezolanische Staatsoberhaupt Hugo Chavez erklärte hinterher vor
Journalisten, er sei der einzige gewesen, der der jungen Frau
applaudiert hätte, und fragte einen argentinischen Reporter, wer denn
die Lady mit zum Gipfel gebracht habe? Ironische, aber bezeichnende
Antwort: "Das war unser Präsident Kirchner." (S. Artikel auf Nodo50.org) Weitere geplante Zellulosefabriken in Uruguay
1.) Das spanische Staatsunternehmen Ence baut eine Zellulosefabrik mit
der gleichen Kapazität wie Botnia am Río de la Plata nahe dem Weiler
Punta Pereira (auch Paraje Pereyra), unweit von Conchillas im
Departamento Colonia, nur ca. 50 km flußabwärts von Nueva Palmira. Die
in einer Freihandelszone errichtete Anlage soll in ca. zwei Jahren
fertig sein. Ursprünglich sollte sie auch in der Nähe von Fray Bentos
errichtet werden (vgl. Bericht der chilenischen Fachzeitschrift Papermarket).
GoogleEarth-Bild: Punta Pereira im Departamento Colonia - künftiger Standort der spanischen Zellulosefabrik Ence in Uruguay.
2.) Das schwedisch-finnische Unternehmen Stora Enso wird ebenfalls eine
Zellulosefabrik in Uruguay errichten, vermutlich am Río Negro im
Departamento Durazno. Der Komplex wird ähnliche Dimensionen haben wie
die Anlagen von Botnia und Ence und soll angeblich insgesamt 12.000
direkte und indirekte Arbeitspätze schaffen (s. Mitteilung
uruguayischen Regierung v. 4. Mai 2006). Am 4. September 2006 stellte
die Firma ihr Projekt offiziell vor (s. Regierungsmitteilung v. 5. 9.
2006).
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*Am 23. 1. 2007 entschied das gleiche Gericht mit der gleichen Mehrheit gegen den Antrag Uruguays die Brückenblockaden durch die argentinische Seite zu verurteilen. Begründung: Es bestünde keine unmittelbare Gefahr, und es würden keine irreparablen Schäden entstehen (Quelle: Wikipedia). Kommentar vom Autor, vom 22. August 2009:
Der argentinische Botschafter in Montevideo hat jetzt die
"Umweltschützer" von Gualeguaychú aufgefordert die Brückenblockaden
einzustellen, weil dadurch beiden Ländern, Uruguay und Argentinien,
wirtschaftlicher Schaden zugefügt wird.
Kommentar von Ralph, vom 23. August 2009:
Das hoffe ich auch.
Kommentar vom Autor, vom 28. September 2009:
Es ist unglaublich! Der Fall "Botnia" wird wieder vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verhandelt!
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