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Mate-Tee ('Yerba Mate'): Das uruguayische Nationalgetränk |
Geschrieben von Redaktion | |
Erstellt: Donnerstag, 1. Oktober 2009 | |
Mate-Tee wird zwar auch im Süden Brasiliens getrunken, in Teilen Argentiniens und in Paraguay (dort kalt bzw. mit Eis, wegen der ständigen Hitze), aber in keinem Land der Welt ist der Mate-Konsum so verbreitet wie in Uruguay. Mate-Tee ist allgegenwärtig im uruguayischen Alltag, zu jeder Zeit, an jedem Ort. Mate ist die Quintessenz uruguayischer Bräuche und Lebensphilosophie. Und dabei ist Mate sehr gesund und schmeckt nicht einmal schlecht. Nachfolgend alles, was Sie über "Yerba Mate" wissen müssen. Die Allgegenwärtigkeit des MateDas Erste, was Neuankömmlingen aus Europa und Nordamerika in Uruguay auffällt, ist, daß viele Menschen, Männlein und Weiblein, Alt und Jung, mit einem Holzbecher in der Hand unterwegs sind, aus dem ein silbriges Röhrchen ragt, an dem sie gelegentlich saugen. Zudem haben diese Menschen entweder eine Thermoskanne unter dem Arm oder einen mittelgroßen Lederbehälter über die Schulter hängen (in dem eine Thermoskanne transportiert wird, wie man dann später bemerkt). "Was kann das nur sein, was die hier alle trinken?", fragt man sich als Neuling unwillkürlich. (Die Leser/innen dieses Magazins werden sich das natürlich nun nicht mehr fragen. Sie sind ja auch informierter als Andere ;-) Heimlich in die Holzbecher geworfene Blicke erhaschen klein gehacktes Grün (Pflanzenteile), mit Wasser übergossen...? Als normaler Durchschnittseuropäer, der seine Jugendjahre in den 70ern erlebte bzw. erleben durfte (Gott sei Dank, wirklich! Ende 1970 wurde ich 13 und durfte all die wunderbaren Dinge erleben, die da kamen!), tippt man zuerst einmal auf Marihuana. Aber dann denkt man sich: "Moment mal, das kann doch nicht sein, daß sich hier Familienväter und Mütter in aller Öffentlichkeit beim Sonntagnachmitags-Spaziergang mit den Kindern, beim Einkaufen, beim Autofahren und beim Was-weiß-ich rund um die Uhr mit Ganja-Tee bedröhnen?!" Weitere Nachforschungen bringen es dann an's Tageslicht: Bei dem grünen Gebräu handelt es sich um "Mate", auf deutsch: Mate-Tee. (Zur Bildvergößerung bitte hier klicken.) Foto: Freundinnen im Park beim Mate trinken. Mate wird in Uruguay morgens, mittags, abends und nachts getrunken, zuhause, im Büro, beim Auto fahren, im Park, auf der Plaza, auf der Rambla, am Strand, alleine, in der Familie, mit Freunden, von Groß und Klein, von Arm und Reich. (Witzbolde sagen: auch beim Sex, weswegen es gelegentlich zu Verbrühungen mit heißem Wasser komme ;-) Manche Supermärkte und andere große Geschäfte stellen sogar Heißwasserautomaten bereit, an denen die Kunden kostenlos ihre Thermoskannen nachfüllen können. Nur an einem Ort werden Sie Mate nie erhalten: im Restaurant. Dort bekommen Sie vielleicht freundlicherweise heißes Wasser für einen neuen Mate-Aufguß. Mate-Tee können Sie dort jedoch nicht bestellen. Mate trinkt man überall, nur nicht in einem gastronomischen Betrieb. Wenn Sie also Mate nur mal probieren wollen, müssen Sie sich schon im Supermarkt eine Packung "Yerba Mate" kaufen und dann zuhause etwas davon aufgießen. Was ist Mate?Mate hat hierzulande mindestens den Stellenwert des Kaffees in Deutschland oder des Tees im Orient, bzw. ist noch wichtiger als jene. "Mate" bezeichnet im uruguayischen Sprachgebrauch sowohl die Pflanze, aus der der Mate-Tee gewonnen wird, als auch den Tee selbst. Das Wort stammt etymologisch aus der Quechua-Sprache der Guaraní-Indios und bedeutete zuerst das Trinkgefäß, später dann das Getränk.
Das Wort "Yerba" bedeutet übrigens "Kraut". "Yerba Mate" ist also das "Mate-Kraut" bzw. der Mate-Tee. Mate-Konsum in ZahlenUruguay ist das Land mit dem höchsten Mate-pro-Kopf-Verbrauch der Welt: 7,8 kg pro Jahr, gefolgt von Argentinien mit 6,7 kg (Zahlen von 2005). Der in Uruguay konsumierte Mate-Tee ist zu 100% importiert! Yerba Mate wird produziert in Argentinien (57,5%), Brasilien (37,5%) und Paraguay (5%), insgesamt 400.000 Tonnen jährlich (Zahlen von 1998).
(Quelle: Landwirtschaftsministerium.) (Zur Bildvergößerung bitte hier klicken.) Foto: Frisch zubereiteter Mate. So fängt für die Uruguayer der Tag an. Zur Geschichte des MateMate wurde in der Río-de-la-Plata-Region schon in vorkolumbianischer Zeit von den hier ansäßigen Indios getrunken, vor allem wegen seiner wohltuenden und die Gesundheit fördernden Effekte (s.u.). Man kann diesen Brauch mit dem Kauen der Kokablätter der andinen Indiovölker vergleichen, jedoch mit dem in heutiger Zeit gewichtigen Unterschied, daß man aus der Mate-Pflanze keine harten Drogen herstellen kann. Die ersten Europäer, die den Mate-Brauch übernahmen, waren Gauchos, wobei die Gauchos der frühen Jahre nicht die relativ zivilisierten La-Plata-Cowboys waren, wie wir sie kennen bzw. uns vorstellen, sondern raue Gesellen, nicht selten ehemalige Sträflinge oder von den Behörden gesuchte Leute, die möglichst fernab der Zivilisation ein ungebändigtes Nomadenleben führten. Über sie gelangte der Brauch dann zur Landbevölkerung (Landarbeiter und Estancieros) und schließlich auch zu städtischen Siedlern. Im 17. Jahrhundert haben dann die Jesuiten die Pflanze wegen ihrer Effekte kultiviert. Die Guaraníes benutzten den Mate auch als Heilmittel. Die Mate-PflanzeDer immergrüne Mate-Strauch (Ilex paraguariensis) gehört zur Familie der Stechpalmengewächse und sieht eher aus wie ein Baum, weswegen er auch meist "Mate-Baum" genannt wird. Seine natürliche Heimat ist der Urwald des Beckens des Río Paraná (Brasilien, Paraguay, Argentinien), der sich oberhalb von Colonia del Sacramento mit dem Río Uruguay zum Río de la Plata vereinigt. Der Mate-'Baum' hat eine oval zulaufende Krone und einen hellgrauen Stamm mit einem Durchmesser von bis zu 30 cm. Wild wird er bis zu 14 m hoch, in Pflanzungen (seit dem 17. bzw. Ende des 19. Jahrhunderts) maximal 6 m. Seine Blätter sind oval mit gekerbtem Rand und werden bis zu 20 x 8 cm groß. Kleingehackt und getrocknet sind sie und ihre Stengel der Grundstoff des Mate-Tees. (Zur Bildvergößerung bitte hier klicken.) Foto: Der Mate-Strauch (Ilex paraguariensis). Noch heute wird etwa die Hälfte des auf dem Markt befindlichen Mate-Tees von wild wachsenden Sträuchern geerntet. (Mehr über die Mate-Pflanze in Wikipedia.) Die Mate-Utensilien
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