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Auswandern nach Uruguay

Auswandern nach Uruguay

Berlin: Dienstag 23.04.24 21:40 | Montevideo: Dienstag 23.04.24 16:40

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Einbeziehung der Opposition: Wichtige Posten für Blancos und Colorados

Geschrieben von Manfred Burger   
Erstellt: Sonntag, 13. Juni 2010

Foto: Der uruguayische Präsident, José 'Pepe' Mujica (Frente Amplio), mit Jorge Larrañaga (rechts) vom Partido Nacional ('Blancos'). Rechtzeitig zum 100tägigen Jubiläum der Übernahme ihrer Amtsgeschäfte gelangte die Regierung Mujica letzten Montag zu einer nationalen Übereinkunft mit den drei im Parlament vertretenen Oppositionsparteien, durch die diese 56 wichtige Posten in den öffentlichen Verwaltungsorganen bekommen, und zwar in allen Staatsunternehmen und -Banken, in allen Aufsichtsgremien und staatlichen Dienstleistungseinrichtungen.

Das ist ein absolutes Novum in der uruguayischen Geschichte. Vertreter aller  Parteien und Gesellschaftssektoren sprechen von einem "historischen Ereignis".

Foto: Der uruguayische Präsident, José 'Pepe' Mujica (Frente Amplio), mit Jorge Larrañaga (rechts) vom Partido Nacional ('Blancos') nach dem Erreichen der nationalen Übereinkunft am Montag, 7. Juni 2010. Im Hintergrund (verdeckt): Vizepräsident Danilo Astori (Frente Amplio).

Der Ex-Guerrillero als nationale Integrationsfigur

Wer hätte das gedacht? Der ehemalige Guerrillero und "Staatsfeind Nr. 1" entwickelt sich immer mehr zur nationalen Integrationsfigur und macht möglich, was noch keine Regierung vor ihm schaffte (und die meisten auch gar nicht wollten): eine Regierung der nationalen Einheit, in der die gesamte Opposition mit in die Verantwortung eingebunden ist.

Nur Vorgängerpräsident Tabaré Vázquez, ebenfalls vom Frente Amplio, hatte das versucht. Vor fünf Jahren war jedoch die Zeit dafür noch nicht reif.

Mujica bleibt dabei seiner Linie treu. Von Anfang an hat er eine auf nationale Integration zielende Politik propagiert und praktiziert. Am Tag seines Wahlsieges hatte er eine Regierungspolitik "ohne Besiegte und ohne Sieger" ("sin vencidos ni vencedores") versprochen. Er bot der Opposition Ministerposten in seinem Kabinett an, was diese jedoch seinerzeit ausschlug, und von Anfang an nahm er Exponenten der Opposition zu wichtigen Treffen und Auslandsreisen mit.

Und nun verschenkt er ohne Not, d.h. ohne unter einem irgendwie gearteten Druck zu stehen, 56 wichtige Verwaltungsposten an die Leute, die ihn noch bis vor kurzem als "Mörder" und "Terroristen" geschmäht haben (s. z.B. Uruguay-Magazin v. 5. 11. 2009), und das auch noch ohne Bedingungen, wie sie ihre Ämter auszuüben hätten (vgl. El País v. 8. 6. 2010)!

Wer sonst noch auf diesem Planeten macht eine solche Politik?

(Die Schreihälse von damals sind inzwischen sehr still geworden und versuchen, erstens, mit dem von Mujica vorgelegten Tempo Schritt zu halten. Zweitens nehmen sie die von Mujica angebotenen Posten dankend an.)

Mujicas Geschenkpaket an die Opposition

Von den 56 hohen Posten in der Administration bekommen die Blancos (Partido Nacional) 33, die Colorados (Partido Colorado) 20 und kleine Unabhängige Partei (Partido Independiente) 3.

Innerhalb der Blancos wird der Sektor von Parteichef Luis Alberto Lacalle, "Unicad Nacional" (UNA), 19 Posten bekommen und der von Jorge Larrañaga, "Alianza Nacional", 14.

Bei den Colorados werden 12 Posten auf den von Parteichef Pedro Bordaberry geführten Sektor, "Vamos Uruguay", und 8 auf "Propuesta Batllista" von José Amorín Batlle entfallen (s. El País v. 1. 6. 2010).

Die Colorados haben ihre Leute schon bestimmt, ebenso der Partido Independiente. Die Blancos hingegen sind bisher noch nicht zu Potte gekommen, was möglicherweise damit zusammen hängt, daß sich Parteichef Lacalle auf Auslandsreise in den USA befindet.

Von Sprechern des Regierungsbündnisses Frente Amplio wurden die Blancos höflich gemahnt wenigstens ihre Repräsentanten für die wichtigsten Ämter rasch zu nominieren.

Die künftigen Leiter der wichtigsten staatlichen Betriebe und Einrichtungen

ANEP (Administración Nacional de Educación Pública - Schulaufsichtsbehörde)

Das Führungsgremium von ANEP heißt Codicen (Consejo Directivo Central) und wird integriert von:

  • José Seoane und Nora Castro (Frente Amplio)
  • Daniel Corbo (Partido Nacional)

UTE (Administración de Usinas y Transmisiones Eléctricas del Estado - staatliches Elektrizitätswerk)

  • Gonzalo Casaravilla, César Briozzo und Gerardo Rey (Frente Amplio)
  • José Garchitorena (Partido Colorado)
  • N.N. (Partido Nacional)

ANCAP (Administración Nacional de Combustibles, Alcohol  y Portland - staatliche Raffinerie, Destillerie und Zementwerk)

  • Raúl Sendic, Germán Riet und Juan Gómez (Frente Amplio)
  • Juan Justo Amaro Cedrés (Partido Colorado)
  • N.N. (Partido Nacional; möglicherweise Carlos Camy)


ANTEL (Administración Nacional de Telecomunicaciones - staatliches Telefonunternehmen)

  • Präsidentin: Carolina Cosse (Frente Amplio)
  • Vizepräsident: N.N. (Frente Amplio)
  • Carlos Guariglia (Partido Colorado)

OSE (Obras Sanitarias del Estado - staatliches Wasserwerk)

  • Carlos Colacce und Alicia Araújo (Frente Amplio)
  • N.N. (Partido Nacional)

BROU (Banco de la República Oriental del Uruguay - Staatsbank)

  • Fernando Calloia, Jorge Perazzo und Danilo Vázquez (Frente Amplio)
  • Fernando Scrigna (Partido Colorado)
  • N.N. (Partido Nacional)

BCU (Banco Central del Uruguay - Zentralbank)

  • Mario Bergara und Jorge Gamarra (Frente Amplio)
  • N.N. (Partido Nacional; möglicherweise Washington Ribeiro)

BHU (Banco Hipotecario del Uruguay - staatliche Hypothekenbank)

  • Jorge Polgar und Ana Salveraglio (Frente Amplio)
  • José Luis Damonte (Partido Independiente)

BSE (Banco de Seguros del Estado - staatliches Versicherungsunternehmen)

  • Präsident: Mario Castro (Frente Amplio)
  • Vizepräsidentin: Alejandra Dufrechou (Frente Amplio)
  • Alberto Iglesias (Partido Colorado)

BPS (Banco de Previsión Social - staatliche Sozialversicherung)

  • Ernesto Murro, María Oiz und Heber Galli (Frente Amplio)
  • Hugo Odizzio (Partido Nacional)

ANP (Administración Nacional de Puertos - Hafenbehörde)

  • Alberto Díaz und Juan Domínguez (Frente Amplio)
  • N.N. (Partido Nacional)

CND (Corporación Nacional para el Desarrollo - öffentlich-private Einrichtung zur Wirtschaftsförderung)

  • Präsident: Luis Porto (Frente Amplio)
  • Vizepräsident: Arturo Echevarría (Frente Amplio)
  • N.N. (Partido Nacional)

AFE (Administración de Ferrocarriles del Estado - Bahnbehörde)

  • Präsident: Alejandro Orellano (Frente Amplio)
  • Vizepräsident: Juan Silveira (Frente Amplio)
  • N.N. (Partido Nacional)

Primaria (Schulbehörde für die 1. bis 6. Klasse)

  • N.N. und N.N. (Frente Amplio; als Kandidaten werden gehandelt Héctor Florit, Oscar Gómez und Adhemar Silveira)
  • Dritter Direktor: N.N. (ein Vertreter der Lehrerschaft)
  • Beraterin: Teresa González (Partido Colorado)

INAU (Instituto Nacional del Adolescente y el Menor del Uruguay - Jugendamt)

  • Präsident: Javier Salsamendi (Frente Amplio)
  • Vizepräsident: N.N. (Frente Amplio)
  • Dardo Rodríguez (Partido Independiente)

Corte Electoral (Wahlaufsichtsbehörde; in Uruguay die vierte Staatsgewalt)

  • Präsident: Ronald Herbert (Partido Independiente)
  • Wilfredo Penco, Washington Salvo, Walter Pesqueira und Germán Lezama (Frente Amplio)
  • Alberto Brause und Gustavo Silveira (Partido Colorado)
  • N.N. und N.N. (Partido Nacional; möglicherweise Margarita Reyes und Sandra Etcheverry)
  • Sekretariat: Mariella Demarco (Partido Independiente)

TCR (Tribunal de Cuentas de la República - Bundesrechnungshof)

  • Präsident: Siegbert Rippe (Frente Amplio)
  • Álvaro Ezcurra (Partido Colorado)

Kommissionen

Die ersten vier Kommissionen sind bilaterale Einrichtungen zusammen mit Argentinien. Bisher sind die Teilnehmer des Partido Colorado bekannt:

  • Luis Anastasía (Comisión Administrativa del Río de la Plata - CARP)
  • Luis Hierro (Comisión Administrativa del Río Uruguay - CARU)
  • Daniel García (Comisión Técnica Mixta del Frente Marítimo)
  • Juan Modesto Llantada (Comisión Técnica Mixta de Salto Grande)
  • Gonzalo Texeira (Comisión del Río Cuareim - CRC)
  • Alberto Scavarelli (Consejo del Sodre)  

(Quelle: El País v. 8. 6. 2010.)

 
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