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Auswandern nach Uruguay

Auswandern nach Uruguay

Berlin: Donnerstag 25.04.24 23:42 | Montevideo: Donnerstag 25.04.24 18:42

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Bilanz der Regierung Tabaré Vázquez I: Ein anderer Politikstil

Geschrieben von Manfred Burger   
Erstellt: Montag, 23. November 2009

Foto: Uruguays Präsident Tabaré Vázquez.In seiner auslaufenden ersten Regierungsperiode hat der Frente Amplio unter der Präsidentschaft von Tabaré Vázquez Uruguay auf vielen Ebenen modernisiert und sich erstmals in der Geschichte des Landes um ALLE sozialen Schichten gekümmert. Wenn die Leute dieses Jahr wieder Frente Amplio wählen, wissen sie warum.

In dieser Artikelserie soll ein kurzer Überblick über einige durchgeführte Maßnahmen und Reformen seit März 2005 gegeben werden, der natürlich nur unvollständig bleiben kann. Fünf intensive Jahre sind eine lange Zeit...

In den meisten Ländern Westeuropas und Nordamerikas macht es kaum einen Unterschied, wer an der Regierung ist, da sich die politischen Parteien im Laufe der Geschichte immer mehr einander angenähert haben, keine Regierung wirklich unabhängig ist und alle die Bevölkerung verdummen und verscheissern.

In Uruguay ist das noch anders. Hier macht es einen Unterschied. Der Frente Amplio hat in Uruguay in fünf Jahren etwas geschaffen, was die traditionellen Parteien, Colorados und Blancos, in Jahrzehnten nicht hinbekommen haben bzw. nicht wollten.

Ein anderer Politikstil

(Dieser Beitrag kann übersprungen werden, wenn Sie sich nur für die 'handfeste' Politik interessieren.)

Die andere Politik machte sich auch in einem anderen Politikstil bemerkbar, angefangen damit, daß der Onkologe und Radiologe Vázquez auch als Präsident einmal pro Woche seinem Zivilberuf als Arzt nachging und in der Privatklinik (Mutualista) "Asociación Española", wo er die Röntgenabteilung leitet, Patienten betreute. "Teilzeitpräsident" ("Presidente part time") mußte sich Vázquez deswegen nennen lassen und sich Anschuldigungen anhören, daß sein Tun verfassungswidrig sei.

Foto: Präsident Vázquez auf dem Weg zur Arbeit - als Arzt.

Foto: Tabaré Vázquez marschiert alleine auf einen der Eingänge der Asociación Española zu in Bulevar Artigas Ecke Palmar, so geschehen am Montag, 17. Juli 2007 um 10 Uhr morgens. Bodyguards sind nicht in Sicht, sollen sich aber camoufliert in der Nähe aufgehalten haben: einer als Wartender an einer Bushaltestelle, ein anderer mit einem Arztkittel bekleidet, und ein Dritter in einem schwarzen Anzug, so die berichtende Journalistin. Vázquez grüßte alle Passanten, schüttelte Hände, gab Küßchen, inklusive der Reporterin von El País und deren Fotographen. Als er gut eine Stunde später das Hospital wieder verließ, bestieg er ein Taxi und keines der drei Regierungsfahrzeuge, die um die Ecke für ihn bereit standen. "Das macht er immer so", soll der Taxiboy gesagt haben, der ihm die Tür geöffnet hatte (s. El País v. 11. 8. 2007).

Bis Mitte 2007 ging Vázquez dienstags auch immer für kurze Zeit in eine seiner zwei Privakliniken.

Foto: Eine der beiden Privatkliniken von Tabaré Vázquez.

Foto: Eine der beiden Privatkliniken "Centro de Oncología y Radioterapia (COR)" in Montevideo, Calle Jaime Cibils nahe Avenida 8 de Octubre, die Tabaré Vázquez zusammen mit drei anderen Krebsspezialisten und Radiologen betreibt.

Mit der persönlichen Sicherheit hat es der (damals) neue Präsident Vázquez auf Anraten seiner Berater in den ersten beiden Jahren seiner Regierungszeit etwas übertrieben. An ihn war kaum heranzukommen, und wenn er auf Veranstaltungen auftrat, konnte es schon vorkommen, daß in der Umgebung Scharfschützen postiert waren.

Die 'Wende' kam im Oktober 2007, als Vázquez die Geschädigten einer Überschwemmung im Departamento Durazno besuchte. Ab da wurde er ein Präsident zum Anfassen, der gerne in der Menge badete, bei sehr dezenten oder zumindest nicht in's Auge fallenden Sicherheitsmaßnahmen.

Foto: Tabaré Vázquez in Durazno: ein Präsident zum Anfassen.

Foto: Tabaré Vázquez im April 2007 in Durazno bei Überschwemmungsopfern: ein Präsident zum Anfassen (s. El País v. 11. 8. 2007).

Zum anderen Politikstil gehörte auch, daß das Kabinett Vázquez damit begann Minstertreffen des Öfteren im Landesinneren abzuhalten.

Vázquez blieb zuhause wohnen

Tabaré Vázquez und seine Frau, María Auxiliadora Delgado, blieben während der Präsidentschaft von Vázquez in ihrem Haus in der Calle Buschental 3484 Ecke Lucas Obes wohnen. Die Präsidentenresidenz in der Avenida Joaquín Suárez Ecke Calle 19 de Abril, ebenfalls im Stadtviertel Prado und in der Nähe des Vázquezschen Hauses gelegen, nutze der Präsident nur als Büro.

Im Juli 2006, als er aus den Reihen der Opposition wieder einmal kritisiert wurde, antwortete Vázquez: "Ich wohne in meinem Haus. Ich habe keine zwei Dobermänner. Ich hatte zwei, Mutter und Tochter, aber leider ist das Muttertier gestorben. Jetzt habe ich nur noch einen. Auf der Frontseite meines Hauses gibt es eine Pförtnerloge mit jeweils zwei Polizisten pro Schicht. Auf der Rückseite gibt es nichts dergleichen. Vor dem Haus steht außerdem ein Streifenwagen, besetzt mit zwei Beamten, und an der Ecke gibt es einen militärischen Wachposten.

Das sind die ständigen Sicherheitsmaßnahmen, während ich zuhause bin. Würde ich in der Residenz in der Avenida Suárez wohnen, dort gibt es eine ständige Militärpräsenz von gut 20 Gardesoldaten ("Blandengues"), außerdem Wachtürme und eine stattliche Anzahl von Polizeibeamten, und zusätzlich die ganzen anderen Sicherheitsmaßnahmen, über die diese Residenz verfügt. Wenn ich also dort leben würde, würde man mir bestimmt vorwerfen, ich würde in einer uneinnehmbaren Festung hausen."

Die Estancia Anchorena und die präsidentielle Residenz in Punta del Este wurden von Vázquez nur sporadisch zur Entspannung genutzt, vor allem dann, wenn er zum Angeln in dort hin fuhr. Ähnliches galt auch für die Nutzung die Regierungs-Estancia in Colonia.

 


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