Der umbandistische Olymp ist bevölkert mit den alten Gottheiten der
Yoruba, den Orixás, die in christlicher Camouflage auch gerne als
Heilige (span. "Santos") präsentiert werden (Jesus, Maria u.v.m.). Die
Priester des Umbanda-Kults werden "Pai de Santos"
(männlich) bzw. "Mãe de Santos" (weiblich) genannt, also "Vater" bzw.
"Mutter der Heiligen".
Nachfolgend eine Darstellung der umbandistischen Götterwelt aus Sicht der Umbanda selbst, fast wörtlich entnommen von www.umbanda.de. (Eine etwas andere Darstellung, zum Teil auch mit anderen Orixás bzw. anderen Namen, finden Sie auf www.macumba.de.)
1.) Oxalá – Der Sonnengott
Oxalá ist der höchste und reinste der Orixás. Er repräsentiert
Licht, Aufrichtigkeit und die Kraft der Schöpfung. Oxalá kann sich als
väterliches, älteres Geistwesen (Oxalufá) zeigen, oder als junger,
dynamischer Mann (Oxanguian). Er gilt als höchster Sohn Gottes und ist
Vater der meisten Orixás. Seine Aufgabe war es die Welt zu erschaffen.
Im Synkretismus der Umbanda wird Oxanguian mit Jesus Christus
gleichgesetzt.
Oxalá gilt als sehr zurückhaltend. Oft wird er als weiser Mann
porträtiert, der auf einen hohen Berg sitzt und seine Schöpfung
betrachtet. Er vermittelt die Tugenden, wie Bescheidenheit,
Ehrlichkeit, Ruhe und Geduldsamkeit.
2.) Yemanjá – Die Meeresgöttin
Yemanjá repräsentiert die höchste weibliche Kraft unter den Orixás. Sie
ist die Mutter der Meere und wird im Synkretismus mit der Mutter Maria
gleichgesetzt. Yemanjá ist sehr fürsorglich, emotional und sehr
hilfsbereit. Sie steht für Prinzipien der Familie, der Liebe,
Schwangerschaften, Mütterlichkeit und familiären Schutz. Sie gehört zu
den Geistwesen, denen die Belange der Menschen sehr wichtig sind.
Legenden zufolge war Yemanjá in Afrika die Frau eines großen und
einflussreichen Königs in Ilé Ifé [d.i. die heilige Stadt der Yoruba im
Südwesten Nigerias; M.B.]. Doch ihr Mann behandelte sie nicht immer
gut, woraufhin sie nach Abeokutá floh. Ihr Mann war darüber sehr empört
und sandte seine Truppen aus Yemanjá zu verfolgen und zu bestrafen. In
höchster Not zerbrach sie eine Flasche mit Wasser und bat Olorum, dass
dieses Wasser sie in Sicherheit forttragen solle. Im Nu verwandelte
sich das Wasser zu einem großen Fluss, der Yemanjá zum Meer trug, wo
sie in Sicherheit war. Als die Soldaten sie über den Fluss verfolgen
wollten, schloss Oxalá, von Yemanjá angetan, zwei große Berge an den
Seiten des Flusses zu einem mächtigen Gebirgsmassiv. Der Fluss
versiegte und Yemanjá blieb im sicheren Meer. Seit dieser Zeit sind
Yemanjá und Oxalá ein Paar und beide sind Vater und Mutter der meisten
anderen Orixás.
3.) Oxum – Die Fruchtbarkeitsgöttin
Oxum steht für alle weiblichen Kräfte und wird der Jungfrau Maria
gleichgesetzt. Sie ist die Sinnlichkeit, der Sexappeal, Liebe,
Fruchtbarkeit, Lust und sanfte Leidenschaft. Als Orixá der Flüsse und
Süßgewässer verkörpert sie alles Emotionale. Sie gilt als zweite Frau
von Xangô und ist von unglaublicher Schönheit, mit der Oxum auch zu
kokettieren weiß. Menschen, denen sie sich verbunden fühlt, lieben die
'schönen Dinge im Leben'. Oxum selbst hat eine Vorliebe für den Luxus,
auch in Meditation und Trance mag sie Parfum, Goldschmuck und
Edelsteine. Sie kann sich in Trance bzw. Meditation sehr fröhlich, mit
kindlichem Gemüt und viel Esprit zeigen. Doch auch sie ist sehr
facettenreich. Ebenso kann sie sich stolz, verführerisch und mit
sinnlicher Zurückhaltung äußern.
Mit Legenden über Oxum könnte man ganze Bücher füllen. Kaum eine andere
Orixá findet in Geschichten soviel Beachtung. Im Grunde handeln alle
Erzählungen davon, dass sie beauftragt wurde Fruchtbarkeit auf die Erde
zu bringen, oder sie handeln von ihren Liaisons mit anderen Orixás.
Selbst Obaluayé muss von ihrer Schönheit so angetan gewesen sein, dass
er sie entführte und zur Ehe zwingen wollte. Daraufhin wurde Exu von
Olorum beauftragt, Oxum zu befreien. Doch auch Exu war sehr schnell von
Oxum befangen und wollte sie für sich behalten. Orunmila wurde befragt,
ob beide eine gemeinsame Zukunft hätten. Dieser musste aber verneinen
und prophezeite beiden keine glückliche Zukunft. Exu war darüber
untröstlich. Daraufhin bekam er von Gott eine Frau geschenkt, die alle
Schönheitsmerkmale Oxums aufzeigt, aber von ihrem Wesen ideal zu Exu
passt. Diese Orixá wiederum ist Pombagira, und sie gilt als
Schattenseite Oxums, und auch als weibliche Devination Exus.
4.) Exú – Der Götterbote
Exú wird innerhalb der Umbanda eine zentrale Rolle zu geschrieben. Er
ist der Sendbote zu den Orixás, der Zeremonienmeister zugleich und gilt
als der Magier und Trickser. Jede größere Zeremonie wird mit ihm
eingeleitet und der erste Kontakt zu den anderen Orixás läuft über ihn.
Exú und seine weibliche Devination Pombagira sind sicherlich die
emotionalsten und facettenreichsten Geistwesen. Gerade mit diesen
beiden ist ein respektvoller Umgang sehr ratsam. Exú und Pombagira
verkörpern das Wissen, die Geheimwissenschaften, die Kommunikation und
sie stehen für die Leichtigkeit des Seins, wie auch für Sex,
Leidenschaft und bedingungslose Liebe. Von Olorum (Gott) wurde Exú
beauftragt die Welt mit seiner dynamischen Energie in Bewegung zu
halten. Er gilt als Patron für Geschäftsaktionen und ist als Herr der
Wegkreuzungen auch Hüter des Schicksals, weshalb ihm auch immer
karmische Aspekte zugeordnet werden.
5.) Xangô – Der Feuergott
Xangô ist der Herr des Feuers und symbolisiert pure, feurige, männliche
Energie. Deshalb nennt man ihm auch den Herrn des Blitzes. Er
vermittelt Stolz, Männlichkeit und Charme. In den Legenden wird er als
Orixá des Donners beschrieben, der, wenn man ihn erzürnt üble Blitze
speien kann. Laut diesen Legenden war er der 4. Alafin (König) von Oyó
[der vorkoloniale Staat der Yoruba; M.B.]. Er war ein großer
Kriegsheld, der im yorubanischen Königreich viele feindliche Stämme
unterwarf. Von Orunmila wurde er in die Kunst der Axurim (magische
Pulver) eingewiesen und wurde somit zu einem gefürchteten Magier. Nach
einem Streit mit seinem Bruder Ajaká um die Thronfolge, war Xangô so
erbost, dass pure Blitze aus seinem Körper ausgesendet wurden und die
ganze Stadt Oyó in Asche gelegt wurde. In Trauer über seinen Tod
begingen zwei seiner Frauen (Oxum und Obá) Suizid und verwandelten sich
in die Flüsse Niger und Benue. Seine erste Frau (Yansã) trauerte sehr
lange, besuchte Xangô oft im Reich der Toten und bat Oxalá ihn aus dem
Totenreich zu befreien und ihm als Orixá eine Aufgabe zu erteilen.
Xangô gilt somit als Orixá der Gerechtigkeit und der Justiz. Als
Richter tritt er allen bösen Absichten entgegen. Als Symbol seiner
Macht gilt die richtende Doppelaxt.
6.) Ogum – Der Kriegsgott
Ogum, ursprünglich als Herr des Metalls verehrt, gilt als dynamische
Kraft voller Schwung, Jugend und Energie. Er ist zielgerichtet,
energisch und in seiner Art unumstößlich. Ogum ist ein Krieger für das
Gute und wird oft hinzugezogen Menschen, die sich im Leben verrannt
haben, wieder auf Kurs zu bringen. Wird er bei Zeremonien hinzugezogen,
lässt er auch deutlich seine Freude über die Festlichkeit spüren. Er
mag Unmengen Schnaps und ist bei Tänzen sehr schnell zur Stelle.
7.) Yansã – Die Windgöttin
Yansã ist die Herrin der Winde und verkörpert den Kampf zwischen
Gefühlen und Gedanken. Ihr Prinzip ist das Abwägen zwischen
Emotionalität und Rationalität. Die Bandbreite ihrer Charaktere ist
hier kaum zusammenzufassen. Sie kann sich wie ein kleines, verliebtes
Mädchen –der Frühlingswind-, und als eiskalte, emotionslose Kämpferin
–der Winterorkan– äußern. Sie ist eine Amazone, eine Kriegerin, und
kann ebenso gut das Verliebtsein wie auch die Starrsinnigkeit
verkörpern.
Yansã ist die Lieblingstochter von Oxalá und genießt deshalb große
Freiheiten. Sie ist furchtlos und läßt sich von ihrem Bestreben nicht
abbringen. Außerdem ist sie die erste Frau von Xangô und seine
Favoritin, weil sie die einzige Orixá ist, die sich von Xangô nicht
dominieren lässt. Sie verkörpert Freiheit, Unabhängigkeit und den
erkämpften Erfolg. Sie verkörpert einen anderen Typ von Sinnlichkeit
als Oxum, mehr eine sportliche, athletische Feminität. Sie zeigt
unglaubliches Selbstbewußtsein und einen glasklaren Verstand. Mal zeigt
sie viel Wärme und den Funken der Liebe, und nach Bedarf zeigt sie eine
kühle, schneidende Intelligenz. Sie gilt sie als Lehrmeisterin sich
nicht von Gefühlen ablenken zu lassen, oder auch, nicht seinem Verstand
zu folgen – je nachdem, was man zu erlernen hat.
8.) Oxôssi – Der Gott der Tiere und Pflanzen
Er ist der Orixá des Waldes, der Jagd, der Ernährung, der Flora und
Fauna und auch der Kunst. Seine Charakteristika sind die ständige
Bewegung und die Konzentration auf die Jagd. Er schützt den Jäger
genauso, wie er das Wild vor der Jagd schützt. Damit verdeutlicht er,
daß nur zur eigenen Ernährung gejagt werden solle. Sein schamanisches
Prinzip verkörpert die Intelligenz im Umgang mit Flora und Fauna, seine
Genügsamkeit und seinen Rückzug in den Wald. Er gilt als einer der
intelligentesten Orixás, als bescheiden und rücksichtsvoll. Eine
weitere Seite von Oxôssi ist seine Vorliebe für Kunst. Ursprünglich
galt er auch als Patron der Töpfer, Flechter und Holzschnitzer –
allesamt Handwerke, die hohe Konzentration und Ruhe bzw.
Zurückgezogenheit brauchen.
In Legenden wird er als Ketu-König beschrieben. Der König von Ifé
vergaß einst bei einem Fest den Geistern die Opfergaben zu übergeben.
Daraufhin wurde seine Stadt von einem riesigen, bösen Vogel geplagt,
der sich die Menschen auf den Strassen schnappte. Der König von Ifé bat
um die Hilfe der vier besten Jäger des Landes. Die ersten drei Jäger
spuckten große Töne, sagten dies sei kein Problem für sie, doch alle
drei wurden selbst Opfer des Vogels. Dann bat der König den vierten
Jäger, namens Oxotakanxoxo (der Jäger, der nur einen Pfeil braucht) zu
helfen. Dieser nickte nur, nahm einen Pfeil und erlegte den Vogel
sofort. Seit dieser Zeit nannte man diesen Jäger nur noch Oxôssi (der
Jäger, der vom Volk geliebt wird).
9.) Obá – Die Liebesgöttin
Obá ist die dritte Frau von Xangô und die Herrin der turbulenten
Wasser, somit die Orixá der Stromschnellen und Wasserfälle. Ebenso wie
Yemanjá und Oxum steht Obá für die Liebe, jedoch kämpft sie ständig
gegen Turbulenzen. Als Orixá vermittelt sie Trost und Beistand.
In den Legenden wird sie immer als Kämpferin in schwierigen
Liebesbeziehungen beschrieben, die sich aktiv ihrer Rivalinnen erwähren
muss. Legendär ist ihre Rivalität zu Oxum um die Gunst Xangôs. Oxum
wollte einst ihrer Rivalin Obá ein Schnippchen schlagen und erzählte,
daß sie für Xangô ein Essen plane, das sie verzaubern wolle, um Xangô
stärker an sich zu binden. Als Obá fragte, wie das gehe, antwortete
Oxum, das sei recht einfach, man müsse nur seine eigenen Ohren
abschneiden und diese als Gericht zubereiten. Aus Angst Xangô durch
diesen Zauber zu verlieren, wollte Obá ihr zuvorkommen. Hastig schnitt
sie sich ihr linkes Ohr ab und bereitete daraus ein Essen. Als Xangô
davon kostete und dann sah, dass seiner dritten Frau ein Ohr fehlte,
wurde er wütend und verwies Obá aus seinem Haus. In den Erzählungen
wird berichtet, daß die Rivalität zwischen Obá (dem Fluß Benue) und
Oxum (dem Fluss Niger) noch heute andauere, was sich im Schnittpunkt
beider Flüsse in tosenden Wellen äußere.
Obá gibt sich sehr selbstbewußt, stark und einfühlsam. Sie ist von vielen Mysterien umgeben, die sie ungern preisgibt.
10.) Nanã Buruku – Die Göttin der Weisheit
Nanã gilt als die Älteste und Weiseste unter den Orixás und verkörpert
das Geheimnisvolle, das Unnahbare und das Irrationale. Sie ist die
Mutter von Obaluayé und Oxumaré – zweier Söhne, die gegensätzlicher
kaum sein können. Sie ist die Orixá der Sümpfe und Moore und liebt die
Abgeschiedenheit. Allerdings soll sie über soviel Wissen verfügen, dass
selbst Oxalá und Orunmila ihren Rat befolgen. Es ist oft schwierig ihre
Intentionen zu verstehen. Menschen, denen sie sich verbunden fühlt,
haben oft eine Vorliebe für Mystik, Hermetik oder Parawissenschaften.
11.) Obaluayé – Der Gott der Heilung
Obaluayé ist der Herr der Krankheiten und ihrer Heilung. Er zeigt sich
stets geheimnisvoll und verbirgt seine Gestalt samt Gesicht hinter
einer Kutte aus Stroh. Steht man ihm nahe, zeigt er sein wahres Gesicht.
Er ist recht machtvoll, stark in seinem Ausdruck und vermittelt stets
ein Gefühl der Ehrfurcht. Auch er ist facettenreich. Als alter Geist
des Jenseits wird er auch Xapanan genannt, als junger Geist der Heilung
nennt man ihn oft Omulu. Die anderen Orixás pflegen selten engen
Kontakt zu ihm, was Obaluayé wohl auch nicht zu stören scheint. Nur
seine Halbschwester Yansã tauscht sich mit ihm aus und scheut sich
nicht mit ihm zusammen zu arbeiten. In den Legenden wird er als älterer
Sohn von Nanã Buruku beschrieben. Bereits früh verkaufte er für
Opfergaben seine Macht den Menschen, weshalb seine Mutter ihn verstieß.
Oxalá bat daraufhin Yemanjá ihn zu erziehen. Die lehrte ihn seine Macht
für die Menschen einzusetzen und sein Wissen über die Heilung
preiszugeben. Obaluayé gab sich einverstanden, jedoch unter dem
Vorbehalt, daß er selbst entscheiden dürfe, wann er dies tue.
12.) Oxumaré – Der Gott der Transformation
Dieser Orixá wird durch eine mächtige Schlange repräsentiert. Ihm zu
Ehren werden Schlangen als heilige Tiere der Transformation verehrt.
Seine männliche Seite (Olokum) bewohnt die Tiefen der Ozeane. Hier
repräsentiert er das Unbekannte und das Unbewußte. Die weibliche Seite
(Wedo) repräsentiert den Regenbogen, die Himmelsschlange. Im
Zusammenspiel beider Seiten hält Oxumaré einen stetigen Kreislauf in
Gang. Wasser steigt auf in den Himmel, bildet Wolken und einen
Regenbogen, und das Wasser regnet wieder herab. Oxumaré gilt als sehr
liebevoll, geheimnisvoll und zurückhaltend. Dabei besitzt er als
regenerative Naturmacht ungeheure Kräfte. Seine Prinzipien sind stets
sehr harmonisch. Charaktereigenschaften, die durch Oxumaré symbolisiert
werden, sind Güte, Zurückhaltung, Exotik, Intuition und Intelligenz -
ein hohes Maß an ausgeglichenen weiblichen und männlichen Anteilen.
In den Legenden wird Oxumaré als zweiter Sohn von Oxalá und Nanã Buruku
beschrieben. Nanã, über ihren ersten Sohn enttäuscht, fragte Orunmila,
ob es eine Möglichkeit gäbe mit Oxalá noch einen weiteren Sohn zu
bekommen. Orunmila bejahte und versprach, dass ihr zweiter Sohn von
einer so geheimnisvollen Schönheit wie der Regenbogen sein werde.
13.) Irokô – Der Gott des Ackerbaus
Er ist der Orixá der Landwirtschaft, der Herr des Ackerbaus, und er
gilt als dritter Sohn Nanas. Leider gehört er zu den Orixás, die
seltener verehrt werden. Das liegt daran, daß seine Prinzipien und
Werte nur unwesentlich von denen Oxôssis und Osanhins abweichen und er
vielleicht zu eng mit der Pflanzenwelt in Verbindung gebracht wird. Als
Iroko bewohnt dieser Orixá die Pflanzen Afrikas, als Caboclo Pena Verde
die Südamerikas. Iroko leitet mit seiner Ruhe und Geduld die Aspekte
der Evolution der Flora. Er selbst wird immer mit großen, alten Bäumen
in Verbindung gebracht, in denen er wohnt und seine Umwelt betrachtet.
Nach ihm ist in Westafrika auch das sog. Irokoholz benannt.
14.) Orunmila – Der Gott der Weissagungen
Orunmila gilt als der älteste Sohn Olorums und nimmt sehr selten
öffentlich am Geschehen teil. Wohl deshalb wird er in Zeremonien selten
verehrt. Er unterrichtete seinen jüngeren Bruder Oxalá in der Schöpfung
und erschuf die Barriere zwischen den Orixás und den Menschen. Seitdem
fungiert er als Herr des Orakels. Orunmila bedeutet übersetzt soviel
wie 'die Stimme aus dem Himmel für den, der sie vernehmen kann'.
15.) Ibeji – Die Patrone der Kinder
Die Ibeji sind die Zwillingsorixás und verkörpern Unbeschwertheit und
Heiterkeit. Die Ibeji stehen für alles Unbedarfte und gelten als
Patrone der Kinder und alten Menschen. In der Umbanda gelten sie als
psychologische Ärzte. Ebenso spiegeln sie die Dualität des Lebens in
Verbindung mit unseren eigenen Kindern wieder. In einigen Regionen
erfreuen sich die Ibeji großer Beliebtheit und werden zu einer ganzen
Gruppe, den Criancas (Kindgeister), zusammengefaßt. Innerhalb der
Criancas übernehmen auch andere Orixás ein kindliches Gemüt, wie Oxalá
als Christuskind und Exu als Tiriri (kleiner Bengel).
16.) Osanhin – Der Gott des Wachstums
Er ist der Orixá der Pflanzen, der Vegetation. Osanhin gilt als engster
Vertrauter von Oxôssi, als sein Freund und Bruder, mit dem er
zurückgezogen die Tiefen der Wälder bewohnt. Als "Herr des
Chlorophylls" besitzt er alles Wissen der Pflanzenkunde. Überdies wird
ihm auch das Wissen aller Naturwissenschaften zugesprochen. Er ist das
Oberhaupt der Heilpflanzen, kennt die ökologischen Kreisläufe in der
Natur und steuert die regulierenden Prozesse des Keimens und Vergehens.
Er gilt als zurückhaltend und spielt sich nie in den Vordergrund.
Ebenso gilt er als ein kleiner Schelm unter den Orixás. Hin und wieder
wird von kleinen Zwistigkeiten zwischen ihm und den anderen Orixás
erzählt. So stahl er zum Beispiel das Feuer von Xangô und gab es den
Menschen. Als er dafür zur Rechenschaft gezogen werden sollte, erklärte
er nur: Warum solle er so köstliche Sachen wie Zuckerrohr, Tabak, Tee
und Kaffee gedeihen lassen, wenn die Menschen es nicht genießen
dürften? Sein Vater Oxalá konnte ihm deswegen nicht böse sein, gab ihm
letztendlich sogar Recht, und seit dieser Zeit gehören Schnaps,
Zigarren und Räucherungen zum festen Bestandteil der Zeremonien.
17.) Ewá – Die Göttin der Lebensfreude
Sie ist eine Devination von Oxum, im Candomblé heißt sie Ijexá. Als
Herrin der Wolken verfügt sie über rational-luftige Eigenschaften
genauso wie über emotional-wässrige. Sie steht für die Erhaltung der
Liebe und vermittelt uns, daß wir alles, was wir lieben und behalten
wollen, auch entsprechend pflegen müssen. Sie gibt sich fröhlich und
leicht, zeigt Lebensfreude und Unbeschwertheit. Ihr verspieltes Wesen
zeigt uns dabei auch den Weg diese Ziele zu erreichen, nämlich mit
ebenso viel Leichtigkeit und Verspieltheit. Was wir lieben und an uns
binden wollen, dem müssen wir vergnügt entgegentreten. Man sagt auch
häufig, wenn Ewá fröhlich sei, dann male sie Figuren in die Wolken, um
Blicke auf sich zu ziehen.
Es gibt jedoch noch eine weitere, unergründliche Seite von Ewá. Sie ist
auch die Herrin der Inseln und liebt damit auch die Einsamkeit. Hier
lehrt sie uns auch unabhängig von der Liebe zu uns selbst zu stehen.
18.) Logunedé – Der Gott der Harmonie
Logunedé ist der Zwitter unter den Orixás, ein Hermaphrodit, der
männliche und weibliche Eigenschaften miteinander in Einklang bringt.
Er verkörpert Zwiespälte und Gleichgewichte gleichermaßen. Kaum einer
versteht wie er gegensätzliche Eigenschaften zu vereinen und auch
verfahrene Strukturen zu harmonisieren. Zugleich ist er aber auch der
Athlet unter den Geistwesen und vermittelt Körperbewusstsein,
Sportlichkeit und körperliches Wohlgefallen. Seine Interessen sind
Kunst und Gestaltung.
In den Legenden wird er als Sohn von Oxum und Oxôssi beschrieben. Der
zurückhaltende Oxôssi zeigte als einziger der männlichen Orixás kein
Interesse an der sinnlichen Oxum. Dies wiederum weckte das Interesse
von Oxum, und sie beschloß ihn zu verführen. Sie badete in Honig,
beklebte anschließend ihren Körper mit Laubblättern und ging in den
Wald, um Oxôssi zu besuchen. Dieser vermutete hinter der verkleideten
Gestalt einen wunderschönen Waldgeist und war schnell voller Begierde.
Die beiden liebten sich. Jedoch konnte Oxum die Maskerade nicht lange
aufrechterhalten. Als sie zurück in den Fluss ging, wusch das Wasser
die Blätter und den Honig von ihrem Körper. Oxôssi fühlte sich betrogen
und verließ Oxum, welche jedoch von ihm schwanger geworden war. Als
beide dann in Streit gerieten, wer dieses Kind nun erziehen solle,
schlichtete Yemanjá und entschied, daß ihr Enkel ein Anrecht auf die
Erziehung beider habe. So lernte Logunedé seine weiblichen Qualitäten
als Flußgeist und seine männlichen Stärken als Waldgeist miteinander zu
verbinden.
Logunedé ist der jüngste Orixá, die einen Kreis von Naturmächten
bilden, der bei Oxalá anfängt und sich bei Logunedé wieder schließt.
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